10. Etappe: Von Patsch nach Steinach

Patsch, Ellbögen, St. Peter, Mühltal, Erlach, Mühlbachl, Matrei, Steinach
19 km

„Die Kalkalpen, welche ich bisher durchschnitten, haben eine graue Farbe und schöne, sonderbare, unregelmäßige Formen“
Goethe, 8. September 1786, Italienische Reise

Wir starteten auf der Straße L38, die angeblich wenig befahren war, aber mit der Zeit nervten die Autos doch. Wir waren aber selber schuld, weil wir uns für die Straße entschieden hatten. Wir hätten die gleiche Strecke auch 350 Höhenmeter nach oben und wieder nach unten wandern können… Hm.
Die Straße war Jakobsweg und Radweg zum Brenner.

Brenner-Autobahn in der Ferne

Wir sahen die Europabrücke und die Mautstation Schönberg, wo wir schon unzählige Male per Auto gefahren waren.

Es bewölkte sich, blieb aber den ganzen Tag trocken. Die L38 war teilweise sehr eng ohne Seitenstreifen. Nur einmal konnten wir auf einen Feldweg ausweichen. Wir gelangten in den Gemeindebereich Ellbögen, wozu auch einige andere Orte gehörten. Hier herrschte rege Bautätigkeit.
Wir hatten schöne Ausblicke in die Berge.

Bei Ellbögen

Es kam St. Peter mit großer Kirche und Gasthaus, aber wir gingen weiter nach Mühltal. Dort gab es schöne Häuser, Blumenschmuck, Malereien. Am Gasthof Neuwirth prangte ein Bild mit Fuhrwerken auf der alten Römerstraße, die nun die L38 war. Es gab einen Gedenkstein, der an diese Römerstraße erinnerte.

Alte Römerstraße

Leider war nun ziemlich viel Autoverkehr. Man könnte hier auch einen Bus nehmen, aber wir verzichteten natürlich drauf. So schlimm war es auch wieder nicht.

Bei Erlach gab es eine gefährliche Kurve, zudem keinerlei Seitenstreifen als Ausweichmöglichkeit. Als Fußgänger war man dort schwer sichtbar und wir waren froh, als wir die Stelle hinter uns hatten. Wir gingen weiter auf der Straße über Gedeir und Pfons. Parallel zu uns prangte die Autobahn auf ihren Stelzen. In Pfons, nach über 2,5 Stunden, endlich ein Bürgersteig und daher Entspannung. Es folgte der Ort Mühlbachl. Die Sill war hier ein beachtliches Flüsschen. Zum Einkehren war in den letzten Orten leider nichts geöffnet.

Weiter nach Matrei, einem Ort an der Brenner-Bundesstraße, auf der unsere L38 nun endete.

Matrei

In Matrei machten wir Pause im Gasthof zur Uhr, einem restaurierten Gebäude mit gotischem Gewölbe. Der Gastraum war etwas verraucht, was für uns ungewöhnlich war.

Gasthof zur Uhr in Matrei

Danach wieder mal ein bisschen Wege-Wirrwarr, grundsätzlich führte unser Weg auf einem Wander- und Radweg entlang der Sill Richtung Steinach.

An der Sill

Auf diesem Stück wurden wir extrem von Bremsen belästigt, deren Stiche sehr unangenehm waren. Am besten, man gibt sofort Fenistil drauf.

Wir erreichten nach der Straßen-Latscherei dieses Tages Steinach am Brenner, wo wir im Wilden Mann übernachteten. Vom Fenster aus sahen wir das Gebäude einer ehemaligen Orgelbau-Firma, die Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Orgel der Kirche am Ort gebaut hatte.

Blick aus dem Hotelfenster

Hoch über Steinach windet sich die Autobahn und direkt an dieser steht der Wipptaler-Hof, der uns bei jeder Fahrt in den Süden wegen seines schönen Blumenschmucks auffällt.

Wipptaler Hof

11. Etappe: Von Steinach nach Brennerbad (Italien)

Steinach, Gries, Brenner, Brennerbad (Terme di Brennero)
21 km

„Den Brenner herauf sah ich die ersten Lärchenbäume… …Am Neunten abend, als ich das erste Stück meines Tagebuchs geschlossen hatte, wollte ich noch die Herberge, das Posthaus auf dem Brenner, in seiner Lage zeichnen, aber es gelang nicht.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Kaum waren wir vor der Tür des Hotels begann es zu schütten und wir stellten uns in einem Hauseingang unter. Als es nachließ, stapften wir los. Wir folgten dem Brenner-Radweg. Zwischendrin stellten wir uns abermals wegen eines kurzen Wolkenbruchs unter ein Vordach.
Der Weg war in Ordnung, hoch über uns verlief die Brenner-Autobahn auf Stelzen.

Brenner-Autobahn

In der Umgebung der St. Wendelin-Kapelle kamen wir an eine riesige Baustelle für den Brennerbasistunnel. Zur Besichtigung gab es anscheinend einen extra Wanderweg, den Panoramaweg Padastertal. Wir mussten aber Richtung Brenner weiter.

Baustelle Brennerbasistunnel

Wir folgten dem Zeichen der Via Romea, gingen auf einem Weg mit vielen Blumen nach wie vor unterhalb der Autobahn.

Brennerautobahn

Nach einer Bahnunterführung waren wir uns unschlüssig. Vor starkem Regen flüchteten wir erstmal unter ein Tankstellendach und berieten den weiteren Weg. Die Alternativen waren die Straße ohne Seitenstreifen oder der Wipptaler Wanderweg. Wir entschieden uns für den Wanderweg, der ein Höhenweg war. Das war die richtige Entscheidung, aber bei den herrschenden Wetterbedingungen kein einfacher Weg. Es ging erst einmal extrem steil in einem Wald bergauf. Die Bäume hielten den Regen ab, so konnten wir aufwärts ohne Jacke gehen. Ein Alpensalamander kreuzte unseren Weg.

Alpensalamander

Wir kamen auf 1250 m, Wolken trieben vorbei. Teilweise stand in Waldschneisen das nasse Gras hüfthoch und unsere Hosenbeine waren in Kürze triefend nass. Wieder mal ein total vernachlässigter Wanderweg. Man sah nicht, wo man hintrat und musste mit dem Stock stochern, damit man in kein Loch trat und vielleicht den nahen Abhang runterkullerte. Echt nervend.

Wipptaler Wanderweg

Zwei riesige Baumstämme, die in einem mehrere Jahre alten Reisebericht schon vermerkt waren, lagen da immer noch. Man musste beim ersten drüberklettern und beim zweiten unten durch, wozu man auch noch die Rucksäcke abnehmen musste. Und das alles bei dieser Nässe.

Hindernisse

Irgendwann ging’s dann wieder bergab und nachdem wir uns durch Himbeergebüsch gekämpft hatten,

Wanderweg durch Himbeergebüsch

waren wir auf der Straße nach Gries. Es regnete wieder stark. Um ins Weiße Rössl in Gries zu gehen, waren wir inzwischen leider viel zu nass, also gingen wir auf einem Gehsteig an der Brenner-Bundesstraße weiter.

Richtung Brenner

Noch 5 km bis zum Brenner. Das war abenteuerlich.
Der Gehsteig endete natürlich bald und der Weg abseits der Bundesstraße, auch ein Jakobsweg, war wegen Steinschlaggefahr unter Androhung von Höchststrafe gesperrt. Wir gingen also einen anderen Feldweg, der bald in einer Häusergruppe endete. Die Bundesstraße war weit über uns. Wir kletterten eine rutschige Wiese fast senkrecht nach oben, um nun doch auf der Straße zu gehen, immerhin mit Seitenstreifen an einigen Stellen.

Brennerbundesstraße

Wir erreichten eine Plattform, wo nach rechts der Weg um den Brennersee abzweigte, der aber auch wegen Steinschlaggefahr gesperrt war.

Links zur Autobahn und Bundesstraße, rechts zum Brennersee

Oh Schreck, hier war eine Grenzwache der Bundeswehr. Ein junger Soldat kam auf uns zu, hoffentlich verwehrte er uns nicht den Weiterweg nach Italien. Nein, natürlich nicht. Er sagte, wir könnten den Weg am See nehmen, er müsste uns nur vorab warnen. Wir schätzten das Risiko, von einem Stein getroffen zu werden, geringer ein, als auf der Bundesstraße überfahren zu werden.

Brennersee

Der Weg am See war vollkommen in Ordnung, nur am Ende irrten wir etwas umher und wählten einen Pfad durch den Wald, der an einer großen Baustelle endete. Wir kletterten eine steile Böschung hoch und standen auf einer großen asphaltierten Fläche. Diese mutig überquert, sie war glücklicherweise autofrei, kamen wir schließlich zum Ortsschild Brenner. Italien war zum Greifen nah und passenderweise kam die Sonne raus! Gleich standen wir am Grenzstein und machten gut gelaunt Fotos. Wir hatten Italien erreicht! Was für ein tolles Gefühl!

Grenzstein Österreich-Italien

Im Grenzort Brenner machten wir Pause und marschierten dann in der Sonne weiter. Ein Goethe-Bild und -Zitat an einer Hauswand würdigten wir natürlich entsprechend. Wir waren ja auf seinen Spuren unterwegs.

Goethe am Brenner
Giovanni Volfango Goethe
8. September 1786
„Und nun erwarte ich, dass der Morgen diese Felskluft erhelle, in der ich auf der Grenzscheide des Südens und Nordens eingeklemmt bin.“

Wir fühlten uns nicht eingeklemmt, Italien breitete sich ja vor uns aus. Ab dem Brenner gab es einen wunderbaren Fuß- und Radweg neben der Straße. Es war schön, die Gegend, durch die man gewöhnlich mit dem Auto auf der Autobahn rast, nun in Ruhe zu sehen.
Es regnete inzwischen wieder und es war kalt. Daher waren wir froh, als wir Brennerbad (ital. Terme di Brennero) erreichten, wo wir im Gasthof Silbergasser, einem 600 Jahre bestehenden Haus, essen und nächtigen konnten.

In Brennerbad

12. Etappe: Von Brennerbad nach Sterzing (Vipiteno)

Brennerbad, Gossensaß, Sterzing
15 km

„… und so kam ich sehr geschwind, zwischen hohen Felsen, an dem reißenden Etschfluß hinunter… … Als ich um 9 Uhr nach Sterzing gelangte, gab man mir zu verstehen, daß man mich gleich wieder wegwünsche.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Mit dem „Etschfluss“ irrte Goethe oder man wusste es damals nicht besser, denn der Fluss, der in der Nähe des Brenners entspringt, ist der Eisack, der südlich von Bozen in die Etsch mündet.

Das Wetter war kühl und wolkig.
Der ausgezeichnete Fuß- und Radweg ging entlang der Bundesstraße. Daneben waren die Autobahn und die Brennerbahn. Unser gut gesicherter Weg ging auf der alten Bahntrasse entlang, die ungefähr bis zum Jahr 2000 Bestand hatte.

Der sichere Radweg

Bald verschwand die Bahnstrecke im Tunnel und wir teilten uns das Tal mit Bundesstraße, Autobahn und dem Eisack, der hier noch ein Bächlein war. Die Autobahn verlief hier auch wieder teilweise auf Stelzen.
Unser Weg auf der alten Bahntrasse führte uns an diesem Tag durch mehrere alte Bahntunnel. Es gab auch noch ein Bahnwärterhäuschen, in dem ein gewisser Plank Erhard am 14.11.1999 um 8 Uhr Dienstende hatte und damit die alte Trasse Geschichte war.

Vor einem der Tunnel war witzigerweise ein Zebrastreifen angebracht.

Achtung Radfahrer, Fußgänger queren!

Dann kam der aufgelassene, aber unveränderte, Bahnhof Moncucco-Schelleberg. Die Autobahn war nun weiter entfernt und führte auf Stelzen über Gossensaß und Colle Isarco. Da mussten wir hinunter, es sah nach ziemlich vielen Höhenmetern aus.
Der Radweg nach Sterzing zweigte nun von unserer Route ab, wir hielten uns links auf der Via Romea. In Serpentinen ging es durch Wald bergab. Wir folgten dem Wegweiser Ibsenplatz, der in unserer Vorstellung ein großer Platz in Gossensaß war. Weit gefehlt, es war eine kleine Waldlichtung, ein Picknickplatz, den der Schriftsteller Ibsen 1889 mit eingeweiht hat.

Ibsenplatz

Es ging steil nach unten und es war ziemlich nass, aber bald waren wir in Gossensaß, einem schönen Ort mit großer Kaserne, großen Hotels und hübschen Häusern mit Blumenschmuck. In einer Bar machten wir Mittagspause. Auf dem Weiterweg tauchten aus den Wolken kurz mal Berge mit Gletschern oder Schneeresten auf. Wie so oft war die Sicht leider schlecht.

Über Gossensaß

Am Eisack entlang und ihn überquert, wanderten wir bergauf Richtung Steckholz. Immer wieder tauchte die laute Autobahn auf ihren mächtigen Stelzen über uns auf. Einfach gigantisch. Nicht schön, aber doch beeindruckend diese technische Meisterleistung.

Im Schatten der Brenner-Autobahn

In Steckholz hatten wir die Autobahn plötzlich unter uns liegen. Auch Sterzing sahen wir bald unter uns. Erst kam aber Tschöfs, von wo wir bergab geleitet wurden. Vorbei an der Talstation der Rosskopf-Bahn kamen wir kurz darauf in die Altstadt von Sterzing (ital. Vipiteno). Malerisch, aber Menschenmassen, die auf dem Bild rausgeschnitten sind.

Sterzing

Wir entdeckten am Gasthof Krone sogleich ein Schild, wo Goethe eingekehrt war.

Tafel am Gasthaus Zur Krone

Wir übernachteten im Hotel Mondschein in einem nagelneuen Nebenhaus, das eigentlich eher ein Wohnhaus als Hotel war. Kaum angekommen, fing es wieder mal an zu regnen. Wir hatten auf dem Weg heute Glück.
Abendessen gabs im Schwarzen Adler und als wir aus der Gaststube kamen, kreisten über dem Ort tatsächlich zwei Adler.

13. Etappe: Von Sterzing nach Mittewald (Mezzeselva)

Sterzing, Freienfeld, Elzenbaum, Stilfes, Niederried, Pfulters, Grasstein, Mittewald (Mezzaselva)
21 km

„In Mittenwald Punkt 12 Uhr fand ich alles in tiefem Schlafe, außer dem Postillon“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Die Nacht war durch diverse lautstarke Störungen absolut unruhig und wir waren froh, als sie vorbei war.

Durch die Fußgängerzone gingen wir Richtung Süden. Am Ortsende besichtigten wir noch die prächtige Deutschordenskirche neben der Maria im Moos. Vom Moos ist durch Bebauung und Landwirtschaft nichts mehr übrig. Wir wanderten nicht auf dem Radweg, der nach Brixen führte, sondern überquerten bei Freienfeld / Campo di Trens den Eisack und folgten den Schildern zur Burg Reifenstein, die wir aber nur von unten ansahen.

Burg Reifenstein

Italienische Ortsnamen neben den deutschen waren mit schwarzer Farbe übersprüht. Kann es denn kein friedliches Zusammenleben geben? Wir erreichten das Ortsschild von Elzenbaum (Elze = Pflaume) / Pruno. Auf schönem Weg zwischen Feldern und blühenden Wiesen ging es weiter nach Stilfes / Stilves mit seinem spitzen Kirchturm. Es gab keine Einkehrmöglichkeit, aber schöne Häuser mit Blumen und Gemüsegärten. Auf dem Weg waren wieder viele Radler, so dass Gehen im Gänsemarsch angeraten war.

Ein Kreuzweg zweigte vom Radweg ab und führte hinauf in einen Wald. Dabei passierten wir die Kreuzweg-Stationen 16 bis 5. Später trafen wir wieder auf den Radweg, der nächste Ort war Niederried / Novale di Sotto oder Novale Basso. Überall waren Maisfelder.
Weiter ging es nach Pfulters / Fuldres, auch ein schöner Ort mit schönem Blick auf die Berge. Am Weg lagen militärische Fensterstollen, die Autobahn war immer in Blick- und Hörweite.

Zwischen Niederried und Pfulters

Der Radweg führte nach unten und Richtung Sachsenklemme vorbei an einer riesigen Gärtnerei, die man auch von der Autobahn aus sieht. Sie wirkte irgendwie trostlos.

Gärtnerei

Das Tal war hier, nahe der Sachsenklemme, bereits ziemlich eng. Auf der anderen Seite der Autobahn sah man eine der Baustellen des Brennerbasistunnels mit Förderbändern riesigen Ausmaßes. Das Aushubmaterial sahen wir auch gleich. Vor dem Auenhof war eine Betonmauer gebaut, dahinter riesige Mengen Felsmaterial, viele Meter hoch aufgeschüttet. Trotzdem ein wunderschöner Hof, geschmückt mit Blumen.

Eine lange Strecke war links von uns ein roter Plastik-Bauzaun, rechts ein Zaun, der den Radweg begrenzte und dahinter noch ein Zaun zum Wald hin.

Baustelle Brennerbasistunnel

Danach gings direkt an der Bahn entlang und ziemlich bergab.

Wie eng ist es doch hier für Radweg, Fluss, Autobahn, Bundesstraße, Bahn, Baustelle. Zum Einkehren gab es nirgends was, aber wir hatten Wasser dabei und essen ist für uns beim Gehen nicht so wichtig.

Wir gingen durch den winzigen Ort Grasstein / Le Cave mit hübschen Häusern und Blumen, wo wir auf einer Bank kurz Rast machten. Es gab hier Jakobsweg- und Via Romea-Wegweiser.

Grasstein

Das Tal wurde noch enger, umso mehr schätzten wir den guten Fuß- / Radweg.

Eingezwängt

In der Sachsenklemme gab es viele Wohncontainer für die Tunnel-Bauarbeiter. Beklemmend war die Sachsenklemme nicht, eher beklemmend wirkten auf mich die Wohncontainer, die diversen Baustellen und die Gärtnerei. Auf einem wirklich guten Weg gelangten wir zum Traditions-Gasthof Thaler in Mittewald (ital. Mezzaselva). Wir fühlten uns sehr wohl in dem Gasthof und hatten auch gutes Essen dort.

Gasthof Thaler

14. Etappe: Von Mittewald nach Klausen (Chiusa)

Mittewald, Franzensfeste, Vahrn, Brixen, Feldthurns, Klausen
28 km

„…und so ging es weiter auf Brixen, wo man mich wieder gleichsam entführte…“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Bei strahlend blauem Himmel am Radweg weiter. Nach 15 Minuten kamen wir zu einer riesenhaften Baustelle hinter Mauern und Zäunen.

Brennerbasistunnel

Hier unterquert der Brennerbasistunnel den Eisack. In einem Vorort von Franzensfeste / Fortezza waren so ziemlich alle Häuser verlassen, allerdings gab es ein neues Containerdorf für Bauarbeiter mit Mensa, Wäscherei und allem drum und dran. Die Autobahn verlief hier im Tunnel.
Kurze Pause in einer Bar mit vielen Radlern. Wir kamen zum Stausee an der Franzensfeste, bekannt von den Autofahrten gen Süden.

Stausee bei Franzensfeste

Die Untere Feste sahen wir drüberhalb der Autobahn, zur Oberen Feste gingen wir nicht, die Etappe war auch ohne Umweg lang genug.

Franzensfeste

Der Radweg ging an der Autobahn entlang und wir kamen ans Ende des Wipptals und den Beginn des Eisacktals. So stand es da jedenfalls.
Wir verpassten den Abzweig zum Vahrner See und sahen ihn demzufolge auch nicht. Wir gingen nach Vahrn auf einem Waldweg, wo auch unheimlich viele Radler unterwegs waren. Hier standen die berühmten Kastanien von Vahrn / Varna, leider waren es nicht mehr sehr viele. Hier waren auch Wegweiser des Keschtn (=Kastanien)wegs.

Kastanien vor Vahrn

Und wir sahen die ersten Weinberge auf unserem Weg!

Weinberge

Den Weg nach Neustift / Novacella hatten wir wohl auch übersehen, also gelangten wir in der prallen Sonne auf einen furchtbaren Hatscher durch den Ort Vahrn und schließlich nach Brixen / Bressanone.
Ab Vahrn wirkte die Landschaft auf uns schon fast mediterran. Auch Brixen wirkte nicht wie eine Stadt in den Alpen. Auf dem Domplatz genehmigten wir uns einen Eisbecher und besichtigten dann den Dom.

Dom von Brixen

Am Eisack ging es weiter. Erst freuten wir uns über eine schattige Promenade, die Freude währte aber nicht lang.

Promenade am Eisack

Links war der Fluss,

Eisack

rechts meist Gewerbe, weiter weg die Autobahn. Als Brixen endete, hatten wir ein kleines Rätselraten über den Weg.
Wir erhaschten hier sogar einen Blick auf die Geislerspitzen in den Dolomiten.

Ganz hinten die Geislerspitzen

Wir folgten dem Eisack, er war links von uns, rechts wechselte sich Gewerbe mit Feldern, Autobahn, Bundesstraße, Baustellen und einem Biotop ab. Das Biotop war das letzte erhaltene Auwald-Stück am Eisack – lächerlich klein und vom Menschen umgestaltet.
Mehrfach unterquerten wir die Autobahn, das Tal wurde wieder enger. Der Eisack war teilweise aufgestaut.

Aufgestaut

Der Ort Feldthurns / Velturno endete und das Ortsschild Klausen / Chiusa tauchte endlich auf. Aber ab da hatten wir noch gut 40 Minuten zu gehen.

Vor Klausen

Der Tag war lang und sehr heiß mit wenig Schatten, von daher waren wir froh als wir unser Hotel Walther von der Vogelweide erreichten. Ein uraltes Haus, innen top renoviert.

15. Etappe: Von Klausen nach Bozen (Bolzano)

Klausen, Waidbruck, Kollmann, Atzwang, Blumau, Kardaun, Bozen
31 km

„…so daß ich mit dem Tage in Kollmann ankam. Die Postillons fuhren, dass einem Sehen und Hören verging, und so leid es mir tat, diese herrlichen Gegenden mit der entsetzlichsten Schnelle und bei Nacht wie im Fluge zu durchreisen… …Mit Tagesanbruch erblickte ich die ersten Rebhügel…. …Nun erblickte ich endlich bei hohem Sonnenschein…das Tal, worin Bozen liegt… …Bei heiterm Sonnenschein kam ich nach Bozen.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Wir begannen die letzte Etappe des ersten Teils unseres Goethewegs mit dem Gang durch die schöne Altstadt von Klausen.

Klausen

Bald waren wir auf dem Radweg am Eisack. Es war ein warmer Tag. Der Weg war schattig und morgens noch mit wenig Radfahrern. Immer wieder kam ein Zufluss zum Eisack hinzu. Die Hänge waren mit Wein bewachsen. Auch am Weg waren Weingärten, aber auch Äpfel, Zwetschgen und Birnen. Die Autobahn war wieder hoch über uns.

Eisack

Am Weg stand eine Tafel mit dem Hinweis, dass Albrecht Dürer hier in der Gegend 1494/95 das Aquarell „Passstraße in den Alpen“ gemalt hatte, als er wegen Hochwassers des Eisack in Klausen verweilen musste.
Es waren immer wieder Burgen zu sehen, so die Trostburg im Bereich von Barbian.
Wir kamen zum ehemals größten Kraftwerk Europas. Unter dem Stausee sind angeblich römische Funde begraben.

Kraftwerk bei Barbian

In Kollmann / Colma sollten mehrere Einkehrmöglichkeiten sein, wir gingen extra in den Ort hinein, aber alle waren am Vormittag noch geschlossen.

Wir kamen auf eine alte Bahntrasse. Endstücke von Gleisen und Bahnwärterhäuschen waren zu sehen.

Alte Bahntrasse

Auch hier war immer irgendwo die Autobahn, Bahn oder oder die Staatsstraße SS12. Als wir an der Abzweigung ins Zillertal vorbeikamen, war es noch ein weiter Weg bis Bozen, aber es lief gut.
Bei Atzwang / Campodazzo sahen wir über uns einen Stau auf der Autobahn und freuten uns, dass wir zu Fuß unterwegs waren.
Eine Pausenstation, die Hofschänke Bios, an der alten Bahntrasse ließen wir uns nicht entgehen. Es ist ein Bioland-Hof. Die Wirtsleute waren sehr freundlich. Ursprünglich war es ein Bahnhof, der letzte Zug fuhr hier am 26. September 1994 um 7.35 Uhr.

Pausenstation

Mehrere Tunnel erwarteten uns auf dem weiteren Weg. Da hatten wir schönen Schatten.

Einer der vielen Tunnel

Dazwischen war es grün mit schönen Ausblicken auf die Berge und auch einen Wasserfall. Kurz nach Karneid / Cornedo gingen wir in in den Ort Blumau / Prato all’Isarco hinein, genauer, in die Bar Flora, viel Flüssigkeit war heute wichtig.
Auf dem weiteren Weg war am Wegrand Kunst von behinderten Menschen zu sehen. Es waren schöne Dinge und sie verkürzten uns die Zeit. Bemerkenswert war ein 500 m langer Tunnel, der beim Eintritt erst einmal komplett dunkel war und wo wir sicherheitshalber die Stirnlampen mit Blinklicht in Betrieb nahmen.

Inzwischen war es heiß, bestimmt 30 Grad. Es wurde sehr, sehr anstrengend als wir auf schmalem Weg am Ufer des Eisack die ersten Ausläufer von Bozen / Bolzano erreichten.

Bozen naht

Wir schleppten uns durch das überhitzte Gewerbegebiet, vorbei an der Seilbahnstation zum Bahnhof und Hotel Regina, was kürzer klingt als es war. Zum ersten Mal war ich an der Fußsohle richtig aufgerieben, was sicherlich daran lag, dass durch die Hitze die Füße ständig feucht und daher empfindlich waren.

Am Waltherplatz in Bozen beendeten wir unseren ersten Teil des Goethewegs.

Bozen, Waltherplatz

Fazit: Wir haben in den drei begangenen Ländern unheimlich viel gesehen, landschaftliche und kulturelle Unterschiede erlebt, und waren meist auf guten Wegen unterwegs. Wo die Wege weniger oder nicht für Wanderer geeignet waren, haben wir uns gut geschlagen und haben auch dort eine spannende Zeit gehabt. Das Wetter war durchwachsen, manchmal zu regnerisch, manchmal zu heiß, aber das kann man sich nicht aussuchen und es konnte unserer Begeisterung nichts anhaben.

16. Etappe: Von Bozen nach Neumarkt (Egna)

Bozen, Branzoll, Neumarkt
29 km

„Die Hügel am Fuß der Berge sind mit Wein bebaut… …Auch in der Fläche des Tal, wo sonst nur Wiesen sind, wird der Wein in solchen eng aneinander stehenden Reihen von Lauben gebaut, dazwischen das türkische Korn, das nun immer höhere Stengel treibt.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Den zweiten Teil des Goethewegs von München nach Venedig konnten wir wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant im Frühjahr 2020 durchführen, sondern erst im Sommer 2021. Uns war klar, dass der Weg nicht so gut sein würde wie von München nach Bozen, da in der Wegbeschreibung des Goetheweg-Führers doch (zu) viele Etappen an Staatsstraßen entlang gingen. Und es wurde tatsächlich sehr schwierig.
Wie wir letztlich damit umgingen, steht bei den einzelnen Etappen.
Der Weg hatte für uns außerdem einen anderen Charakter als der erste Teil, da wir durch einige Großstädte kamen und dort relativ umfangreich Sehenswürdigkeiten und Museen besuchten.

Wir starteten im August in Bozen. Wir fuhren von München aus mit dem Eurocity und hatten auf Grund von Covid-Maßnahmen ein Abteil für uns allein. Für die Einreise nach Italien hatten wir ein Formular ausgefüllt und unsere Covid-Impfzertifikate sowohl digital als auch ausgedruckt dabei. Diese brauchte man zum Eintritt in Museen und die Innenräume von Restaurants. Da alles sehr unkompliziert war und wir durch die Impfung ja eine gewisse Sicherheit hatten, wird das Thema in meinen Berichten keine Rolle mehr spielen.

Bei der Ankunft in Bozen auf dem Weg zum Hotel Figl regnete es, wir nahmen es gelassen, es sollte nur ein kurzer Schauer sein.

Am nächsten Tag begannen wir unseren Weg am Waltherplatz, wo wir vor zwei Jahren geendet hatten.

Waltherplatz in Bozen

Wir waren bald am Eisack, der auf Grund der Regenfälle der vergangenen Tage sehr wild und schmutzig braun war. An den Ufern sah man, dass er kürzlich noch ein paar Meter höheren Wasserstand hatte. Das hätte uns auf unserem Weg durchaus behindert, wir hatten also Glück. Die Sonne schien und der Weg war kurzweilig. Es war parkähnlich und viele Baumarten waren beschriftet. Man konnte also etwas lernen. So gab es riesige Maulbeerbäume, die uns eigentlich den ganzen Weg immer wieder begegneten.

Maulbeerbaum

Messners Museum Sigmundskron kam auf einem Berg in Sicht. Wir hatten es vor einigen Jahren besucht.
Der Radweg, auf dem wir gingen, war breit, alle Radfahrer waren rücksichtsvoll. Hunderte Radler überholten uns oder kamen uns im Lauf des Tages entgegen.

Fuß-/Radweg am Eisack

Rote Trauben und Apfelplantagen säumten den Weg.

Weingärten

Der Weg ging in einen immer schmaler werdenden Landstreifen hinein, links war der Eisack, rechts die Etsch. Wir sahen auch den Zusammenfluss der beiden.

Zusammenfluss von Etsch und Eisack

Der entstehende Fluss heißt Etsch, weil diese seit dem Ursprung um einige wenige Kilometer länger war als der Eisack.
Wir kamen zum großen Safetypark, einem ausgedehnten Übungsgelände für Autos und Motorräder aller Art. Wäre schön gewesen, wenn da ein erreichbares Cafe gewesen wäre, war es aber nicht.
Mittags waren wir bei Branzoll / Bronzolo, wo der Radweg allerdings nicht hinein führte. Wir wollten aber eine Pause machen. Das empfohlene Gasthaus An der Brücke hatte Montag Ruhetag. Pech. Also gingen wir weg vom Weg zu einer Pizzeria in Pfatten / Vadena, die laut Internet offen war. Falsch. Das war der erste Umweg. Dann gingen wir nach Branzoll hinein, das übrigens einmal der nördlichste Etsch-Hafen war, von dem aus Flöße Waren beförderten, vor allem wohl Holz.

Etsch-Lände am Rand von Branzoll

Mehrere Restaurants und Cafes waren in Branzoll auf der Karte eingezeichnet. Der direkte Weg war aber leider gesperrt, wir mussten eine ausgedehnte Umleitung in den Ort nehmen, über die ich mich lieber ausschweige. Das erste Cafe war geschlossen, aber wir konnten in einer Pizzeria im Garten sitzen. Das war gut.

Wir fanden dann über Wirtschaftswege zwischen den Apfelplantagen wieder auf den Radweg zurück. Goethe schrieb von Weingärten, diese scheinen hier inzwischen dem Apfelanbau Platz gemacht zu haben.

Wege zwischen Apfelplantagen

Der weitere Weg gestaltete sich so: Auf dem Etschdamm, links Apfelplantagen, rechts die Etsch, volle Sonne. So lässt sich ein Großteil des Wegs zusammenfassen. Auf dem Damm kam uns immer wieder ein Schwall heißer Luft zu der eh schon heißen Luft entgegen.

Die Apfelplantagen wirkten auf uns schon am ersten Tag etwas öde. Natur ist hier im Etschtal nicht zu erwarten. Tatsache ist, es gibt keine Natur mehr. Das ganze Tal, bis auf die Trassen der Autobahn, Bundesstraße und dem Flussbett mit dem Damm und einem ganz schmalen Streifen Auwald, ist mit Apfelbäumen bepflanzt, die mit schwarzen Netzen überspannt sind.

Apfelplantagen

Vögel haben wir so gut wie nicht gesehen, ebenso keine Insekten, auch nicht am Flussdamm, an dem wir die meiste Zeit entlang wanderten.

Wir freuten uns über jeden kleinen Baum, der alle heiligen Zeiten ein bisschen Schatten spendete und hatten Glück, dass eine Picknickbank im Schatten am Ufer der Etsch frei war und wir gut rasten konnten.

Rast

Auf der Karte war der Castelfelder Grillimbiss eingezeichnet, wo wir auf kalte Getränke hofften. Der war aber geschlossen, so wie es aussah, nicht nur am heutigen Tage. Aber kurz darauf war ein Apfelverkauf an der Bundesstraße, wo wir gekühltes Cola kaufen konnten. Herrlich. Wir bekamen auch zwei Äpfel geschenkt.

Wir mussten nicht weit neben der Straße gehen, der Radweg führte wieder weg von ihr. Die Autobahn hörte man auf dem gesamten Weg, aber man gewöhnte sich an das Rauschen.
Der Ort Neumarkt / Egna wartete mit dem größten Nussbaum Südtirols auf. Wie immer dauerte es seine Zeit bis man einen Ortskern erreicht. Wir waren froh, im Gasthof zur Post unsere Ruhe zu haben. Da wir als Mittagessen Pizza hatten, mussten wir auch nicht mehr raus und konnten uns ausruhen.

17. Etappe: Von Neumarkt nach San Michele

Neumarkt, Salurn, San Michele
21 km

„Von Bozen auf Trient geht es neun Meilen weg in einem fruchtbaren und fruchtbareren Tale hin… ..Auf dem Lande, nah am Fluß, die Hügel hinauf ist alles so enge an- und ineinander gepflanzt, daß man denkt, es müsse eins das andere ersticken. Weingeländer, Mais, Maulbeerbäume, Äpfel, Birnen, Quitten und Nüsse.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Die Etappe war nicht so lang wie die gestrige, wo wir ja noch zusätzliche Umweg-Kilometer hatten. Durch die schöne Laubengasse von Neumarkt wanderten wir zum Ufer der Etsch, die nun wieder recht ruhig dahinfloss.

Neumarkt

Da tauchten auch schon die ausgedehnten Apfelplantagen wieder auf. Schön waren aber die Berge, die sich an beiden Seiten des Tals auftürmten. Die Berge hatten ihre Farbe gewechselt. Sie bestanden jetzt aus weißem, nicht mehr aus rotem Gestein.

Berge an der Etsch

Beim Ort Laag, der ein Stück entfernt vom Weg lag, lasen wir, dass dort Rom-Pilger vor vielen Jahrhunderten hindurchzogen.

Auf dem Radweg fuhren wesentlich mehr Radler als am Vortag. Im Großen und Ganzen funktionierte das Wandern aber gut. Landmarks, die ja immer gut für das Wandern langer Strecken sind, hatten wir nur wenige. Eine Kompostieranlage in der Ferne und ein Wasserkraftwerk.
Etsch und Äpfel waren immer in der Nähe.

Gegen Mittag erreichten wir Salurn.

An der Etsch in Salurn

Vom Flussdamm aus machten wir einen Kilometer Abstecher in den Ort. Ein Cafe war geschlossen, aber eine Bar gab es, wo wir Pause machen konnten und bisschen was aßen und tranken.

Bei Salurn kamen wir zu einem Schild, das auf deutsch-italienische Sprachgrenze hinwies. Hier war auch die Grenze zwischen Südtirol und dem Trentino.

Sprachgrenze Deutsch / Italienisch

In Südtirol sind die meisten Leute zweisprachig unterwegs. Wir bewunderten immer, wie schnell sie von Deutsch auf Italienisch und umgekehrt umschalten können. Manchmal mischen sich auch die Sprachen. So sagte einmal ein Spaziergänger „Guten Giorno“ zu uns.

Auf dem Damm gingen wir weiter in der Sonne, was nicht schlimm war, denn wir hatten ja einen guten Teil der Strecke schon geschafft.
Wir freuten uns richtig über die Abwechslung, als zwischen den Apfelplantagen mal Weingärten auftauchten.

Zur Abwechslung Weingärten

Man sah, dass die Etsch hier kürzlich weit über die Ufer getreten war. Möglicherweise stammten von hier die Bilder des überschwemmten Radwegs, die ich in der vergangenen Woche im Internet sah.

An einer schönen, schattigen Rastanlage nahe der Staatsstraße konnten wir uns zwischendurch mit unserem lauwarmen Wasser „erfrischen“.
Wir kamen dann an verschiedenen Feldern vorbei. Es gab Spargel und Kartoffeln. Letztere wurden wohl vom Hochwasser freigespült, vermuteten wir.

Kartoffelfeld

Wir hatten also etwas Abwechslung. Wir steuerten auf einen in der Ferne zu sehenden Schatten zu, in dem ich auf jeden Fall rasten wollte. Aber siehe da! Es gab unterhalb des Damms ein Bike Break, eine schöne, gepflegte Lokation für Radfahrer und Wanderer, mit Getränken, Essen, Biergarten, gut durchlüfteten Innenräumen und Kinderspielplatz.

Bike Break

Da machten wir natürlich eine ausgiebige Pause. Auch hier in der Nähe sahen wir wieder ein Burg hoch oben, wie auch schon in Salurn.

Wir hatten ein paar mehr Insekten gesehen als am Vortag, z. B. auch Heuschrecken mit roten Flügeln. Über den Fluss flogen ein paar Schwalben.

Wir wechselten die Uferseite und waren bald in San Michele, wo wir in einem Familienbetrieb, dem Hotel Cantaleone, nächtigten und gute Hausmannskost bekamen.

Mit Gartenkräutern

Hier war es schon weniger alpenländisch als in Neumarkt, die Häuser sahen auch italienischer aus.

18. Etappe: Von San Michele nach Trient (Trento)

San Michele, Nave San Rocco, Nave San Felice, Lavis, Trient
25 km

„Die Etsch fließt nun sanfter und macht an vielen Orten breite Kiese.“
Goethe, 10. September 1786, Italienische Reise

Abends und nachts hatte es geregnet, am Morgen war der Himmel wieder blau. Über den Bergen ein paar Wölkchen. Das sah schön aus. Die Etsch floss noch ruhiger als am Vortag und war wieder grün statt braun. Auf dem Weg sah man noch den Schlamm des Hochwassers von vor zwei Wochen.
Wunderschöne rote Trauben, eigentlich waren sie schwarz, wuchsen in den Weingärten. Auch viele Krautgärten waren zu sehen, entweder neben den Obstplantagen oder auch in den Hausgärten. Erstaunlich viel Kohlpflanzen, Weiß- und Blaukraut, Nero Toscana, aber auch Salate. Tomaten und Lauch waren erntereif, Kürbisse noch nicht.

Gemüsegarten

Die Dichte der Radler hat am heutigen Tag nachgelassen, warum auch immer. Die Autobahn kommt sehr nah an den Radweg bzw. die Etsch heran. Wir sahen wir am Rande die Orte Nave San Rocco und Nave San Felice, wo wir eine Brücke mit tollem Blumenschmuck zu überqueren hatten. Ab und zu wechselten wir an diesem Tag das Ufer.

Auf einer Brücke über die Etsch

Auch den Ort Zambana sahen wir nur von weitem. Der Weg führte halt immer an der Etsch entlang und ging durch keine Ortschaften. Was für Radler problemlos ist – diese fahren halt mal in einen Ort hinein -, ist für Wanderer kaum machbar. Ob man als Wanderer 5 km mehr oder weniger geht, fällt bei Etappen > 20 km durchaus ins Gewicht. Das war, ehrlich gesagt, ein echtes Problem bei mehreren Etappen des Goethewegs, vor allem des italienischen Teils.

Weiter gings zwischen Äpfeln, Wein und Gemüse. Heiß wars inzwischen. Ab und zu spendeten Bäume Schatten, aber wenig.

Der Fuß- / Radweg

Die Berge waren recht nah.

Landschaft

Der Fluss Avisio, der in die Etsch mündet, verlangte einen Umweg in den Ort Lavis. Der Weg war wirklich schön.

Am Avisio

Und in Lavis war recht nah am Weg eine Bar, wo wir Prosciutto und Melone aßen, was genau zum heißen Wetter passte. Danach mussten wir den Weg auf der anderen Seite des Avisio wieder zur Etsch zurückgehen. Auch das war ein abwechslungsreicher Weg. Eine Unterführung der Autobahn gab uns willkommenen Schatten und der Weg verlief eine Zeitlang durch ein Wäldchen. Weiter ging es wie gehabt in der prallen Sonne. Ablenkung brachte noch eine riesige Mülldeponie am Hang rechts von uns.

Irgendwann, als wir wieder lange Zeit in der Sonne gewandelt waren, kam ein Baum, der Schatten warf. Es war direkt neben der Autobahn, aber trotzdem pausierten wir dort im Stehen und ließen uns von dem inzwischen starken Wind etwas abkühlen.

Neben der Autobahn

Unser Wasser ging zur Neige, aber es war ja nicht mehr allzu weit. Eine Notration bewahrte ich noch in einer meiner Flaschen auf.

Kurz vor Trient mussten wir wegen Bauarbeiten den Dammweg verlassen. Das war gut, denn wir gingen ein Stück durch Auwald, was ganz hübsch war.
Dann kamen wir in den Stadtbereich von Trient. Das Tempelchen, ein Mausoleum, oberhalb von Trient war gut zu sehen.

Tempel über Trient

An der Etschpromenade wanderten wir in die Innenstadt, überquerten die Bahn und bezogen unser Zimmer im Boutique-Hotel gegenüber des Doms.

19. Etappe: Von Trient nach Rovereto

Leider per Bus

„Abends um fünf Uhr reiste ich (Anm.: aus Trient) ab… …Hier bin ich nun in Roveredo, wo die Sprache sich abschneidet; oben herein schwankt es immer noch vom Deutschen zum Italienischen.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Die Route war laut Führer 28 km lang und laut meiner Routenplanung 31 km. Da wir beide nach den drei Tagen auf asphaltiertem Radweg erhebliche Fuß- bzw. Sehnenprobleme hatten, konnten wir uns diese lange Etappe nicht zumuten. Zudem war der Radweg zum großen Teil neben der Autobahn oder der Bundesstraße und Abstecher in die Orte wären noch zusätzliche Wege gewesen. Wir beschlossen also schweren Herzens (wir hatten das noch auf keiner Weitwanderung gemacht) den Bus nach Rovereto zu nehmen.

Das hatte den Vorteil, dass wir uns am Vormittag noch Trient anschauen konnten. Es war Jahrzehnte her, seit wir einmal hier waren. Wir besuchten den Dom und schlenderten zu einigen der interessant bemalten Palazzi.

Palazzo in Trient

Es war auch Markt, wo ich immer die Gemüsestände am Interessantesten finde: Welche Gemüse bieten diese an, wie sieht es aus. Der meiste Andrang ist dort aber immer an den Wühltischen mit Kleidung.

Am Busbahnhof trafen wir auf einen superfreundlichen Mitarbeiter. Der Bus nach Rovereto fuhr gerade ab und wir hatten noch kein Ticket. Er hielt den Bus solange auf und geleitete uns dann zum Einstieg. Wirklich freundlich! Die Fahrt kostete nur 2 Euro.

In Rovereto waren wir schnell im wunderbaren Hotel namens Rovereto. Wir hielten uns nicht lang im Zimmer auf, sondern gingen gleich ins nahegelegene Naturmuseum. Es ist ein modernes Museum mit Fokus auf Pflanzen und Biodiversität, außerdem Astronomie. Genau unsere Themen. Wir hielten uns lange drin auf.
Danach gingen wir Eisessen. Besonders gut schmeckte das Pistazieneis. Dass wir vor Jahren schon einmal in Rovereto waren, hatte ich aus meinem Gedächtnis komplett getilgt. Dabei ist es eine wirklich schöne und angenehme Stadt.

Rovereto

Am Fluss Leno liegt ein weiterer Teil des Naturmuseums, wo eine Sonderausstellung war, die Pflanzen zum Thema hatte, die sich im Lauf der Zeit entlang der Brennerbahn ausgebreitet haben. Hochinteressant. In den Museen war wenig los, auch in der Stadt war es ruhig. Es ist keine Stadt, die von Touristen bevölkert wäre.

Der Fluss Leno in Rovereto