20. Etappe: Von Rovereto nach Torbole / Malcesine

Rovereto, Mori, Nago, Torbole, Malcesine
22 km

„…ein köstliches Schauspiel, den Gardasee, den wollte ich nicht versäumen, und bin herrlich für meinen Umweg belohnt. … Wenn man hinaufkommt, liegt ein ungeheurer Felsriegel hinten vor, über den man nach dem See hinunter muß. … Wenn man hinabkommt, liegt ein Örtchen am nördlichen Ende des Sees und ist ein kleiner Hafen oder vielmehr Anfahrt dasselbst, es heißt Torbole.“
Goethe, 12. September 1786, Italienische Reise

„Heute früh um drei Uhr fuhr ich von Torbole weg mit zwei Ruderern. … Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehn geben. … Das Rudern half wenig gegen die übermächtige Gewalt (Anm.: des Windes), und so mussten wir im Hafen von Malcesine landen. Es ist der erste venezianische Ort an der Morgenseite des Sees.“
Goethe, 13. September 1786, Italienische Reise

Der Ruhetag hatte sich gelohnt, wir waren erholt, auch die Füße und Beine. Von daher konnten wir die Etappe zum Gardasee ohne Weiteres angehen.

Nach dem Frühstück im großzügigen Ballsaal des Hotels gingen wir zum Bahnhof, wo unser Weg begann. Wir verliefen uns erst einmal, aber schnell hatten wir gefunden, wie wir die Bahn überqueren konnten und zum Fuß- und Radweg am Ufer des Leno gelangten.
Wir versuchten vergeblich zu lokalisieren, wo denn der berühmte Felssturz über Rovereto wäre. Es gab zwei Stellen, die unserer Meinung nach in Frage kamen. Eine ist auf dem folgenden Bild.

Felssturz

Der Leno fließt in die Etsch

Mündung des Leno in die Etsch

und wir wanderten wieder einen schönen Weg an ihr entlang. An einem Wehr und einem Wasserwerk vorbei, gelangten wir zu einem größeren Wehr, über das laut Führer und auch Internet ein Weg gehen sollte, den wir für unseren Abzweig zum Gardasee brauchten. Das waren aber alles veraltete Angaben. Der Weg war gesperrt. Verwirrt sahen wir uns um und sahen glücklicherweise neue Wegweiser, die uns den richtigen Weg zeigten. Besonders neu sahen sie nicht mehr aus, vermutlich gab es den alten Weg schon lange nicht mehr.

Problemlos erreichten wir die Abzweigung zum Gardasee, die unübersehbar auf den Asphalt gesprüht war.

Abzweigung Gardasee

Auf dem Weg nach Mori, der uns mit unerklärbaren Serpentinen eine wenig befahrene Straße entlang führte, erschien am Hang über uns eine Art Schlösschen mit einer riesigen Uhr.

Uhrzeit nicht zu übersehen

An diversen Schulen vorbei gingen wir in den Ortskern und gleich in die erste Bar. Die Toilette war für Damen leider nicht nutzbar, da ein Stehklo, danke nein. Es war das erste in der Art, aber nicht das letzte. Also gleich ums Eck zum zweitenmal eingekehrt und Toilette für geeignet befunden.

Aus Mori ging es auf einem guten Weg hinaus in Weingärten, entlang an Bach und Graben. Rosen schmückten die einzelnen Weinreihen. Wir machten im Schatten eine kleine Rast und gingen weiter nach Loppio. Dort war ein Guts-Komplex und ein Kirchturm, an dem noch Einschüsse aus dem 1. Weltkrieg sichtbar waren. Gleich danach kam das große Biotop des Lago di Loppio, einem periodisch überfluteten Landstrich, zur Zeit unseres Wegs ein ausgedehnter See, in dem Bäume aus dem Wasser ragten.

Lago di Loppio

Ein schöner Weg führte am Biotop entlang. Am Ende des Gebiets sahen wir hoch über uns Autos. Da mussten wir hinauf – zum Pass San Giovanni auf 278 m Höhe. Es war nicht sonderlich anstrengend. Es war schattig und teilweise auch windig.

Passo San Giovanni

Es wurde mediterran. Zypressen und Oleander zeigten die Nähe zum Gardasee.

Wir kamen in den Ort Nago, wo es sehr ruhig war. Die Touristen drängen sich wohl eher unten am See. Mir hat es dort gefallen. Wir versuchten gar nicht den etwas kuriosen Waldweg aus dem Führer zu finden, sondern hielten uns an die Schilder Richtung See, die an der Straße angebracht waren. Bald sahen wir den See tief unter uns und freuten uns.

Erster Blick auf den Gardasee

Eine gesperrte Straße führte hinunter nach Torbole. Gut zu gehen und es gab schöne Ausblicke. Eine Goethe-Tafel begrüßte uns.

Goethe

Unten am See war es, wie oben, sehr stürmisch.

Torbole am See

Wir hatten noch Zeit bis zur Abfahrt des Schiffs nach Malcesine. Goethe war die Strecke ebenfalls mit dem Schiff gefahren, allerdings mit einem Ruderboot. Wir gingen Eisessen und dann zurück zur Anlegestelle. Es war durch den Wind richtig kühl und ich zog sogar meine Jacke an.

Das Schiff fuhr Richtung Limone an vielen Limonaie, den alten Zitrus-Gewächshäusern, vorbei

Limonaie

und dann hinüber nach Malcesine. Viele Surfer und an anderer Stelle auch Kite-Surfer waren auf dem See.

Wassersport

Unser Hotel Malcesine lag direkt an der Anlegestelle des Schiffs und war vollkommen in Ordnung. Malcesine war, wie erwartet, natürlich von Touristen überlaufen.