16. Etappe: Von Bozen nach Neumarkt (Egna)

Bozen, Branzoll, Neumarkt
29 km

„Die Hügel am Fuß der Berge sind mit Wein bebaut… …Auch in der Fläche des Tal, wo sonst nur Wiesen sind, wird der Wein in solchen eng aneinander stehenden Reihen von Lauben gebaut, dazwischen das türkische Korn, das nun immer höhere Stengel treibt.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise

Den zweiten Teil des Goethewegs von München nach Venedig konnten wir wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant im Frühjahr 2020 durchführen, sondern erst im Sommer 2021. Uns war klar, dass der Weg nicht so gut sein würde wie von München nach Bozen, da in der Wegbeschreibung des Goetheweg-Führers doch (zu) viele Etappen an Staatsstraßen entlang gingen. Und es wurde tatsächlich sehr schwierig.
Wie wir letztlich damit umgingen, steht bei den einzelnen Etappen.
Der Weg hatte für uns außerdem einen anderen Charakter als der erste Teil, da wir durch einige Großstädte kamen und dort relativ umfangreich Sehenswürdigkeiten und Museen besuchten.

Wir starteten im August in Bozen. Wir fuhren von München aus mit dem Eurocity und hatten auf Grund von Covid-Maßnahmen ein Abteil für uns allein. Für die Einreise nach Italien hatten wir ein Formular ausgefüllt und unsere Covid-Impfzertifikate sowohl digital als auch ausgedruckt dabei. Diese brauchte man zum Eintritt in Museen und die Innenräume von Restaurants. Da alles sehr unkompliziert war und wir durch die Impfung ja eine gewisse Sicherheit hatten, wird das Thema in meinen Berichten keine Rolle mehr spielen.

Bei der Ankunft in Bozen auf dem Weg zum Hotel Figl regnete es, wir nahmen es gelassen, es sollte nur ein kurzer Schauer sein.

Am nächsten Tag begannen wir unseren Weg am Waltherplatz, wo wir vor zwei Jahren geendet hatten.

Waltherplatz in Bozen

Wir waren bald am Eisack, der auf Grund der Regenfälle der vergangenen Tage sehr wild und schmutzig braun war. An den Ufern sah man, dass er kürzlich noch ein paar Meter höheren Wasserstand hatte. Das hätte uns auf unserem Weg durchaus behindert, wir hatten also Glück. Die Sonne schien und der Weg war kurzweilig. Es war parkähnlich und viele Baumarten waren beschriftet. Man konnte also etwas lernen. So gab es riesige Maulbeerbäume, die uns eigentlich den ganzen Weg immer wieder begegneten.

Maulbeerbaum

Messners Museum Sigmundskron kam auf einem Berg in Sicht. Wir hatten es vor einigen Jahren besucht.
Der Radweg, auf dem wir gingen, war breit, alle Radfahrer waren rücksichtsvoll. Hunderte Radler überholten uns oder kamen uns im Lauf des Tages entgegen.

Fuß-/Radweg am Eisack

Rote Trauben und Apfelplantagen säumten den Weg.

Weingärten

Der Weg ging in einen immer schmaler werdenden Landstreifen hinein, links war der Eisack, rechts die Etsch. Wir sahen auch den Zusammenfluss der beiden.

Zusammenfluss von Etsch und Eisack

Der entstehende Fluss heißt Etsch, weil diese seit dem Ursprung um einige wenige Kilometer länger war als der Eisack.
Wir kamen zum großen Safetypark, einem ausgedehnten Übungsgelände für Autos und Motorräder aller Art. Wäre schön gewesen, wenn da ein erreichbares Cafe gewesen wäre, war es aber nicht.
Mittags waren wir bei Branzoll / Bronzolo, wo der Radweg allerdings nicht hinein führte. Wir wollten aber eine Pause machen. Das empfohlene Gasthaus An der Brücke hatte Montag Ruhetag. Pech. Also gingen wir weg vom Weg zu einer Pizzeria in Pfatten / Vadena, die laut Internet offen war. Falsch. Das war der erste Umweg. Dann gingen wir nach Branzoll hinein, das übrigens einmal der nördlichste Etsch-Hafen war, von dem aus Flöße Waren beförderten, vor allem wohl Holz.

Etsch-Lände am Rand von Branzoll

Mehrere Restaurants und Cafes waren in Branzoll auf der Karte eingezeichnet. Der direkte Weg war aber leider gesperrt, wir mussten eine ausgedehnte Umleitung in den Ort nehmen, über die ich mich lieber ausschweige. Das erste Cafe war geschlossen, aber wir konnten in einer Pizzeria im Garten sitzen. Das war gut.

Wir fanden dann über Wirtschaftswege zwischen den Apfelplantagen wieder auf den Radweg zurück. Goethe schrieb von Weingärten, diese scheinen hier inzwischen dem Apfelanbau Platz gemacht zu haben.

Wege zwischen Apfelplantagen

Der weitere Weg gestaltete sich so: Auf dem Etschdamm, links Apfelplantagen, rechts die Etsch, volle Sonne. So lässt sich ein Großteil des Wegs zusammenfassen. Auf dem Damm kam uns immer wieder ein Schwall heißer Luft zu der eh schon heißen Luft entgegen.

Die Apfelplantagen wirkten auf uns schon am ersten Tag etwas öde. Natur ist hier im Etschtal nicht zu erwarten. Tatsache ist, es gibt keine Natur mehr. Das ganze Tal, bis auf die Trassen der Autobahn, Bundesstraße und dem Flussbett mit dem Damm und einem ganz schmalen Streifen Auwald, ist mit Apfelbäumen bepflanzt, die mit schwarzen Netzen überspannt sind.

Apfelplantagen

Vögel haben wir so gut wie nicht gesehen, ebenso keine Insekten, auch nicht am Flussdamm, an dem wir die meiste Zeit entlang wanderten.

Wir freuten uns über jeden kleinen Baum, der alle heiligen Zeiten ein bisschen Schatten spendete und hatten Glück, dass eine Picknickbank im Schatten am Ufer der Etsch frei war und wir gut rasten konnten.

Rast

Auf der Karte war der Castelfelder Grillimbiss eingezeichnet, wo wir auf kalte Getränke hofften. Der war aber geschlossen, so wie es aussah, nicht nur am heutigen Tage. Aber kurz darauf war ein Apfelverkauf an der Bundesstraße, wo wir gekühltes Cola kaufen konnten. Herrlich. Wir bekamen auch zwei Äpfel geschenkt.

Wir mussten nicht weit neben der Straße gehen, der Radweg führte wieder weg von ihr. Die Autobahn hörte man auf dem gesamten Weg, aber man gewöhnte sich an das Rauschen.
Der Ort Neumarkt / Egna wartete mit dem größten Nussbaum Südtirols auf. Wie immer dauerte es seine Zeit bis man einen Ortskern erreicht. Wir waren froh, im Gasthof zur Post unsere Ruhe zu haben. Da wir als Mittagessen Pizza hatten, mussten wir auch nicht mehr raus und konnten uns ausruhen.