Brennerbad, Gossensaß, Sterzing
15 km
„… und so kam ich sehr geschwind, zwischen hohen Felsen, an dem reißenden Etschfluß hinunter… … Als ich um 9 Uhr nach Sterzing gelangte, gab man mir zu verstehen, daß man mich gleich wieder wegwünsche.“
Goethe, 11. September 1786, Italienische Reise
Mit dem „Etschfluss“ irrte Goethe oder man wusste es damals nicht besser, denn der Fluss, der in der Nähe des Brenners entspringt, ist der Eisack, der südlich von Bozen in die Etsch mündet.
Das Wetter war kühl und wolkig.
Der ausgezeichnete Fuß- und Radweg ging entlang der Bundesstraße. Daneben waren die Autobahn und die Brennerbahn. Unser gut gesicherter Weg ging auf der alten Bahntrasse entlang, die ungefähr bis zum Jahr 2000 Bestand hatte.
Bald verschwand die Bahnstrecke im Tunnel und wir teilten uns das Tal mit Bundesstraße, Autobahn und dem Eisack, der hier noch ein Bächlein war. Die Autobahn verlief hier auch wieder teilweise auf Stelzen.
Unser Weg auf der alten Bahntrasse führte uns an diesem Tag durch mehrere alte Bahntunnel. Es gab auch noch ein Bahnwärterhäuschen, in dem ein gewisser Plank Erhard am 14.11.1999 um 8 Uhr Dienstende hatte und damit die alte Trasse Geschichte war.
Vor einem der Tunnel war witzigerweise ein Zebrastreifen angebracht.
Dann kam der aufgelassene, aber unveränderte, Bahnhof Moncucco-Schelleberg. Die Autobahn war nun weiter entfernt und führte auf Stelzen über Gossensaß und Colle Isarco. Da mussten wir hinunter, es sah nach ziemlich vielen Höhenmetern aus.
Der Radweg nach Sterzing zweigte nun von unserer Route ab, wir hielten uns links auf der Via Romea. In Serpentinen ging es durch Wald bergab. Wir folgten dem Wegweiser Ibsenplatz, der in unserer Vorstellung ein großer Platz in Gossensaß war. Weit gefehlt, es war eine kleine Waldlichtung, ein Picknickplatz, den der Schriftsteller Ibsen 1889 mit eingeweiht hat.
Es ging steil nach unten und es war ziemlich nass, aber bald waren wir in Gossensaß, einem schönen Ort mit großer Kaserne, großen Hotels und hübschen Häusern mit Blumenschmuck. In einer Bar machten wir Mittagspause. Auf dem Weiterweg tauchten aus den Wolken kurz mal Berge mit Gletschern oder Schneeresten auf. Wie so oft war die Sicht leider schlecht.
Am Eisack entlang und ihn überquert, wanderten wir bergauf Richtung Steckholz. Immer wieder tauchte die laute Autobahn auf ihren mächtigen Stelzen über uns auf. Einfach gigantisch. Nicht schön, aber doch beeindruckend diese technische Meisterleistung.
In Steckholz hatten wir die Autobahn plötzlich unter uns liegen. Auch Sterzing sahen wir bald unter uns. Erst kam aber Tschöfs, von wo wir bergab geleitet wurden. Vorbei an der Talstation der Rosskopf-Bahn kamen wir kurz darauf in die Altstadt von Sterzing (ital. Vipiteno). Malerisch, aber Menschenmassen, die auf dem Bild rausgeschnitten sind.
Wir entdeckten am Gasthof Krone sogleich ein Schild, wo Goethe eingekehrt war.
Wir übernachteten im Hotel Mondschein in einem nagelneuen Nebenhaus, das eigentlich eher ein Wohnhaus als Hotel war. Kaum angekommen, fing es wieder mal an zu regnen. Wir hatten auf dem Weg heute Glück.
Abendessen gabs im Schwarzen Adler und als wir aus der Gaststube kamen, kreisten über dem Ort tatsächlich zwei Adler.