Auf dem Goetheweg von München nach Venedig

In den Sommern 2019 und 2021 wanderten wir zu zweit über die Alpen von München nach Venedig. Zuerst von München nach Bozen und dann von Bozen nach Venedig.
Als Führer verwendeten wir das (nicht mehr neu aufgelegte) Wanderbüchlein von Guido Seyerle „Der Goetheweg über die Alpen. Genussvoll wandern von München nach Venedig“ aus dem Jahr 2006. Mit dem Genuss war das ab dem Gardasee allerdings so eine Sache…
Außerdem hat der inzwischen verstorbene „Wanderhans“ seinen Goetheweg im Jahr 2009 sehr gut beschrieben. Sein Bericht ist im Internet leicht zu finden. Auch daraus konnten wir Hinweise für unseren eigenen Weg entnehmen.

Die Ausrüstung war so wie zu unseren vorherigen Weitwanderungen (Jakobsweg, Isar): Ultraleicht, leichte Trekking-Schuhe, keine Bergstiefel, Trekking-Stecken, nichts Überflüssiges, so dass die Rucksäcke inklusive ein Liter Wasser gut 8 Kilogramm wogen. Wir trugen alles mit uns. Hotels hatten wir im Voraus gebucht, so dass die Etappen festgelegt waren. Meist 20-30 Kilometer pro Tag. Unsere Kilometer-Angaben sind anhand der benutzten Karten-App PocketEarth berechnet.

Zum Goetheweg:
Goethe reiste im Jahr 1786 von Karlsbad aus in Postkutschen nach Italien und hielt Erlebnisse und Gedanken in seiner „Italienischen Reise“ fest. Auf dem Weg folgt man seinen Spuren.
Der Goetheweg führt circa 600 km ungefähr entlang der Strecke, die die Postkutschen zu Goethes Zeit fuhren.
Der Weg ist kulturell sehr interessant, ist aber nicht immer schön zu gehen, besonders wenn sich vor dem Brenner alle Verkehrswege durch ein enges Tal drängen oder man in den Einzugsbereich der großen Städte Verona, Vicenza und Padua kommt. Ab dem Gardasee hat man eigentlich keine Wanderwege mehr.
Wissen muss man also, dass die Strecke vor allem in Italien nicht für Wanderer ausgelegt ist. Bis kurz vorm Brenner ist der Weg gut zu gehen, in Italien gibt es dann Strecken, bei denen der Spaß am Wandern auch für hartgesottene Weitwanderer nachlässt. Jedoch kann man auch dort immer wieder auf Radwegen oder Straßen gehen, die nicht besonders stark frequentiert sind. Mehr dazu in den einzelnen Tagesbeschreibungen.
Man möge mir nachsehen, dass ich keine Fotos verwendet habe, auf denen wir Wanderer abgebildet sind. Ich hoffe, die ausgewählten Bilder, alle selbst fotografiert, sind aussagekräftig genug.

1. Etappe: Vom Marienplatz in München nach Schäftlarn

München, Buchenhain, Schäftlarn
24 km

„Verzeihung, dass ich so sehr auf Wind und Wetter achthabe: Der Reisende zu Lande, fast so sehr als der Schiffer, hängt von beiden ab“
Goethe, 6. September 1786, Italienische Reise

Unsere Wanderung über die Alpen begann an einem Samstag im Juli 2019 am fast menschenleeren Marienplatz. Wir waren zu zweit unterwegs.
Als Endpunkt hatten wir Bozen geplant, was in 2 Wochen gut zu schaffen war.

Marienplatz

Vom Marienplatz gingen wir durchs Tal Richtung Isar. Als wir am Isartor vorbeikamen, war es Punkt 7 Uhr. Auf der Ludwigsbrücke überquerten wir die Isar und gingen auf dem linken Flussufer am Deutschen Museum vorbei Richtung Süden. Kurz vorm Tierpark ereilte uns schon der erste Wolkenbruch. Jacke an, Rucksackhülle drauf. Nach 15 Minuten war der Regen vorbei, also nasse Jacke wieder aus. Das fing ja gut an. Der Rest des Tages war dann aber trocken, heiß und schwül.

An der Marienklause wechselten wir auf aufs rechte Flussufer und an der Großhesseloher Brücke überschritten wir die Münchner Stadtgrenze.

Großhesseloher Brücke

Weiter gings am Isarkanal und an der Isar entlang zur Grünwalder Brücke, wo von oben die Ritterburg grüßte. Auf einem Jakobsweg wanderten wir durch schönen Buchenwald hinauf aufs Hochufer nach Buchenhain. Dort rasteten wir im Biergarten und stärkten uns mit Getränken und Wurstsalat.

Auf dem Isar-Hochufer

Danach gingen wir wieder hinunter zur Isar. Bald sahen wir den Georgenstein und später mussten wir wieder hinauf aufs Hochufer.
Auf dem Weg nach Schäftlarn war viel los, wie immer vor allem viele Radler, und wir waren nach ständigem, schweißtreibenden Auf und Ab ganz froh, um
14 Uhr unser Etappenziel Schäftlarn zu erreichen.

Kloster Schäftlarn

Da hatten wir allerdings etwas Pech. Der Gasthof hatte unsere Zimmerreservierung verschusselt und wir mussten in ein Hotel nach Oberschäftlarn ausweichen. Nach einigem Hin und Her wurden wir zumindest als Entschädigung mit dem Auto dorthin gebracht. Bis auf den Umstand, dass aus der Dusche nur kaltes Wasser kam, war das Hotel völlig in Ordnung. Ein italienisches Lokal war dabei, wo wir auf der Terrasse ein gutes Abendessen hatten.

2. Etappe: Von Schäftlarn nach Beuerberg

Schäftlarn, Wolfratshausen, Beuerberg
22 km

„Der Weg geht auf den Höhen, wo man unten die Isar fließen sieht.“
Goethe, 7. September 1786, Italienische Reise

Um 7 Uhr haben wir bei den italienischen Wirtsleuten gut gefrühstückt. Die Wirtin erzählte uns, dass bei ihnen viele Venedig-Geher vorbeikämen. Ich denke, die gehen allerdings alle den Kultweg „Traumpfad München-Venedig“, den der verstorbene Ludwig Graßler in den 1970er Jahren konzipiert hat.

Unten am Kloster Schäftlarn angelangt, wollten wir die Kirche anschauen, aber es war um 7.30 Uhr bereits die Sonntagsmesse im Gange. Im Vorraum fanden wir zumindest einen Pilgerstempel für unser Stempelheftchen.

Am Ortsrand fanden wir dann schnell den Gregoriweg, der nicht als solcher gekennzeichnet war. Es war schwül und es ging ständig ziemlich anstrengend Auf und Ab durch Wald. Die Mücken hatten es hier auf uns abgesehen.

Der Weg führte im verwirrenden Zickzack durch den Wald am Isar-Hochufer. Ich war völlig orientierungslos, aber dank GPS-App gingen wir in die richtige Richtung. Den besten Weg an den Ortsrand von Icking fanden wir dann mit Hilfe eines Spaziergängers.

Hier tauchten wir wieder in die Isarauen ein und standen bald am Ickinger Wehr. Ein schöner Pfad führte durch den Auwald. Musikbegleitung hatten wir von den alle paar Minuten vorbeifahrenden Spaßflößen. Wir sangen „Seemann, lass das Träumen“ und „Heit gibt’s a Rehragout“ ein bisschen mit.

Ein Highlight an diesem Tag war der Zusammenfluss von Isar und Loisach.

Mündung der Loisach in die Isar

Nach dem steilen Aufstieg aufs Hochufer (herrlicher Blick von oben) gingen wir neben der S-Bahnstrecke durch Wald nach Wolfratshausen. Dabei kamen wir an einer Floßbaustelle und dem Wolfratshauser Wehr vorbei.

Vor Wolfratshausen

In einer Eisdiele im Ortszentrum stärkten wir uns. Die Bedienung war sehr freundlich. Auch hier kämen oft Venedig-Geher vorbei, erzählte uns die nette Dame.

Am unsagbar grünen Fluss wanderten wir weiter. Ein kurzes Stück B11 war notwendig, dann erreichten wir den Loisachkanal, dem wir weiter folgten.

Es war richtig heiß in der prallen Sonne. Eine Wegsperrung wegen Bauarbeiten kümmerte offensichtlich niemanden und auch wir gingen einfach unseren Weg weiter. Am Sonntag waren ja keine Arbeiten am Kanal zu erwarten.
Bunte Pflanzen und mehrere Ziegenherden machten den Weg kurzweilig.

Ziegen am Kanal

Irgendwann sahen wir Eurasburg auf einer Anhöhe rechts von uns liegen, gingen an Baierlach vorbei, und stellten fest, dass wir auf einem schmalen Streifen zwischen Loisach und Kanal wanderten. Wir mussten schließlich die Loisach überqueren und erreichten mit den ersten Regentropfen unser Etappenziel, die Pension „Zur Mühle“ in Beuerberg. Kurz darauf begann ein die ganze Nacht andauernder starker Regen. Das Abendessen schmeckte uns trotzdem.

Zur Mühle in Beuerberg

3. Etappe: Von Beuerberg nach Benediktbeuern

Beuerberg, Mooseurach, Reindlschmiede, Bad Heilbrunn, Bichl, Benediktbeuern
25 km

„Benediktbeuern liegt köstlich und überrascht beim ersten Anblick.“
Goethe, 7. September 1786, Italienische Reise

Der Regen hielt die Nacht über an. Wir ließen uns am Morgen Zeit, hüllten uns aber schließlich in die Regenponchos und starteten. Die Loisach war wild und an einer Stelle sogar über die Ufer getreten, Wiesen waren überschwemmt. Zum Problem wurden aber die Bäche.

Die Loisach nach dem Regen

Der Weg sollte auf einer Brücke über einen kleinen Bach führen. So weit kamen wir gar nicht, da der Bach ein Fluss geworden war und den Weg versperrte. Wir kämpften uns also durch tropfnasses, hohes Gras zu einer Stelle, wo der Bach aufhören sollte. Denkste. Also steil bergauf weglos durch Wald und Unterholz zu einem Wirtschaftsweg, den wir auf der Karte gesehen hatten.
Der Boschhof, an dem wir normalerweise vorbeigekommen wären, lag daher abseits unseres Wegs. Wir kamen durch Mooseurach und gingen unterhalb von Nantebuch auf einem ganz guten Weg.

Kühe, Autofahrer, Anwohner dachten aber wohl „Da gehen zwei Irre schwer bepackt durch dieses miese Wetter“.

Die Kühe staunten über uns

Bergauf auf Asphalt gings zum Gut Karpfsee. Dort sahen wir durch Nebel und Wolken die ersten Berge vor uns liegen.

In der Nähe vom Karpfsee

Dann kamen wir nach Gut Letten, wo eine große Gärtnerei war. Hier unterlief uns ein dummer Kartenlesefehler und wir wanderten auf dem Seitenstreifen der stark befahrenen Bundesstraße 20 Minuten in die falsche Richtung. Wütend zurückgestapft, aber solche Umwege muss man gedanklich schnell abhaken.

Schnell waren wir an der Reindlschmiede und hielten uns Richtung Bad Heilbrunn auf einem Weg, den wir uns mit einem Bach teilten. Der Regen hörte auf, wir zogen die Ponchos aus und wechselten die feuchten Shirts. Bei Langau, einem Ortsteil von Bad Heilbrunn, kamen wir auf die Straße TÖL-5 und die B11. Unser Weg sollte ab hier eigentlich schön durch Wiesen führen. Tja, wieder war ein Bächlein angeschwollen und wir konnten es nicht überqueren. Daher liefen wir weiter auf der unschönen Straße und dann der Schnellstraße, dort glücklicherweise auf einem Radweg. Der führte als Jakobsweg nach Bichl.
In Bichl hielt eine Autofahrerin an und fragte uns nach dem Wohin. Sie war selbst schon von Benediktbeuern nach Venedig gegangen!

Wir erreichten Benediktbeuern und fotografierten die Lüftlmalerei am Gasthof Post, wo sich Goethe 1786 aufgehalten hat.

Goethes Ankunft in Benediktbeuern

Wir logierten allerdings im Gasthof Herzogstand, wo wir auch sehr gut zu Abend essen konnten, jedoch suchten wir vorher noch ein Cafe auf. Nach diesem wirren Tag hatten wir uns das verdient.

4. Etappe: Von Benediktbeuern nach Kochel

Benediktbeuern, Kochel
10 km

„Nun geht es hinauf zum Kochelsee“
Goethe, 7. September 1786, Italienische Reise

Mangels Unterkunft am Walchensee gingen wir entgegen dem Goethe-Führer nur bis zum Kochelsee. Es war eine ebene, schöne Wanderung auf dem Jakobsweg entlang des Lainbach und der Loisach. Sozusagen ein Ruhetag.

Vom Ort aus gingen wir zum Kloster Benediktbeuern und holten uns im Klosterladen den Pilgerstempel ab.

Kloster Benediktbeuern

Es war bewölkt, aber trocken. Leider waren die Berggipfel in Wolken gehüllt. Später sahen wir wenigstens den Jochberg, aber Herzogstand und Heimgarten blieben verdeckt.
Wir kamen zum Lainbach, den wir überquerten und dann an ihm entlang gingen.

Lainbach

Wir hatten Glück, denn am Vortag wäre das wohl nicht möglich gewesen. Man sah, dass der Bach ein breiter Fluss gewesen war, er hatte die Wiesen großflächig mit feinem Sand bedeckt.

Die Loisach floss ebenfalls wieder ruhig und herrlich grün dahin.

Loisach

Am Mittag waren wir schon in Kochel. Das Zimmer war noch nicht fertig, also gingen wir in den Ort und aßen im 600 Jahre alten Gasthof zur Post Renke aus dem Kochelsee.

Gasthof zur Post in Kochel

Später checkten wir im Hotel ein, alles war bestens, gingen zum Kochelsee und ins Franz Marc Museum.

Kochelsee

5. Etappe: Von Kochel nach Wallgau

Kochel, Urfeld, Walchensee, Wallgau
23 km

„…noch höher ins Gebirge zum Walchensee… Die Felsklippen, die mich umgeben, sind alle Kalk, von dem ältesten, der noch keine Versteinerungen enthält.“
Goethe, 7. September 1786, Italienische Reise

Wir begannen den Weg an diesem letzten Juli-Tag um 8.30 Uhr, es war anfangs warm, die Berge versteckten sich leider wieder in den Wolken. Schade, denn hier war unser Eintritt in die Alpen.
Wir folgten dem Jakobsweg und bogen bald von der B11 auf die Alte Kesselbergstraße ab. Diese ist eine uralte Handelsstraße, die bereits 1492 angelegt wurde und damals Steigungen bis 25% aufwies. Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Trasse verändert und entschärft, heutzutage verläuft die Kesselbergstraße völlig anders und die alte Straße ist zum Wanderweg geworden.

Wir gingen durch schönen Buchenwald relativ steil nach oben, immer wieder gab es kleine Wasserfälle.

An der Alten Kesselbergstraße

Es tröpfelte inzwischen und schließlich regnete es heftig. Wieder war Wandern in Ponchos angesagt. Die Passhöhe auf 859 m erreichten wir im strömenden Regen. Den Walchensee unter uns konnten wir nur erahnen.

Nun mussten wir ein Stück Straße entlang gehen. In einer Kurve war ein Goethe-Denkmal aufgestellt. Am Kesselberg traf Goethe auf ein 11-jähriges Mädchen, das auf dem Weg nach Bozen war. Er beschreibt diese Begegnung sehr ausführlich. Das Denkmal sollte daran erinnern.

Goethe-Denkmal

Das Wetter und die Straße luden aber nicht zum Aufenthalt ein.
Am See unten angelangt in Urfeld, stellten wir fest, dass der See trotz des Wetters eine schöne Farbe hatte.

Walchensee

Neben dem Kirchlwandtunnel konnten wir ein Stück überdacht gehen und der Regen ließ ganz kurz nach. Gleich drauf schüttete es wieder wie aus Kannen. Wir waren klatschnass und konnten und wollten so keine Pause machen. In einem Bushäuschen gegenüber der Herzogstandbahn stellten wir uns mal ein paar Minuten unter, das war alles. Spaß machte das nicht.

Um nicht die Halbinsel am Ende des Sees umrunden zu müssen, nahmen wir eine Abkürzung über den Katzenkopf. Es war zu nass, um auf dem Handy den Weg genauer zu studieren. Fehler. Es ging anstrengend auf und ab und darüber hinaus verliefen wir uns und kamen ins so genannte Fuchsloch, wo sich tatsächlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Unheimliche Nebelschwaden waberten um uns herum.

Fuchsloch

Endlich stießen wir wieder auf einen Radweg, die B11 daneben gabs natürlich unweigerlich mit dazu. Weiter ging es an der Obernach entlang, zwei Wasserfälle wurden passiert und ein Bach versperrte uns den Weg, wobei die Brücke schnell gefunden war.
Wir waren angesichts des unangenehmen Wetters heilfroh, als Wallgau erreicht war. Eigentlich wäre es eine schöne Etappe gewesen.
In Wallgau hörte der Regen auf und die Berge des Karwendel wurden sichtbar.
Die Jakobskirche von Wallgau kannten wir bereits von der Isarwanderung her und wir holten uns dort einen Pilgerstempel.

Jakobskirche in Wallgau

Im Hotel zur Post waren wir gut beherbergt. Goethe übernachtete hier nicht, er machte Station in Mittenwald.
Als positiv hatte ich für diesen Tag leider nur notiert: Alpensalamander gesehen, 5. Tag ohne Sonnencreme, gutes Hotel. Wie gesagt, bei guter Sicht und weniger Nässe eigentlich eine interessante und landschaftlich schöne Etappe.

6. Etappe: Von Wallgau nach Scharnitz (Österreich)

Wallgau, Krün, Mittenwald, Scharnitz
20 km

„Bei Scharnitz kommt man ins Tirol.“
Goethe, 8. September 1786, Italienische Reise

Nach einer freundlichen Verabschiedung im Hotel zur Post starteten wir erst um 9 Uhr. Dies war eine der schönsten Etappen auf dem ganzen Goetheweg.

Hotel zur Post in Wallgau

Das Wetter war gut, das erste Mal auf unserem Weg war Sonnencreme angesagt. Man sah die Karwendelspitze, Wetterstein, Zugspitze.
Wir folgten dem Jakobsweg und überquerten bald den Obernachkanal

Obernachkanal

und das trockene Bett des Finzbachs.

Finzbach

Krün streiften wir nur am Ortsrand, machten aber ein Foto vom Gasthof Post, wo vermutlich Goethes Postkutsche vorbeikam.

In Krün

Auf einem Fahrradweg gingen wir zwischen den schönen Buckelwiesen in Richtung Mittenwald. Viele dieser Wiesen sind wegen der einfacheren landwirtschaftlichen Nutzung im Lauf der Zeit eingeebnet worden, aber es gibt noch welche.

Buckelwiesen

Massenhaft E-Bikes waren unterwegs, die Radlerinnen und Radler kleideten sich in wahnsinnig sportlichem Outfit – sie mussten aber kaum treten, weil die Elektronik ihnen die Arbeit ja abnahm. Besonders sportlich sah das oft nicht aus.

An der Goas- (Ziegen-) Alm pausierten wir und probierten Eis aus Ziegenmilch, was nicht schlecht schmeckte.

Nach ein bisschen Bergauf sahen wir Mittenwald unter uns liegen, das wir über einen Weg mit vielen Radlern, aber keinen Wanderern, erreichten. Unter anderem durch die Goethestraße

gelangten wir ins Zentrum zu einer Eisdiele. Natürlich bewunderten wir auch ausgiebig die bemalten Häuser und die Kirche von Mittenwald.
Und es gab auch einen Gasthof zur Post, in dem Goethe aber nicht übernachtete.

In Mittenwald

Er übernachtete im heutigen Goethehaus, wie eine Tafel am Haus erzählt.

Goethehaus in Mittenwald

Der weitere Weg bis Scharnitz war uns von der Isarwanderung her gut bekannt. Natürlich in der Gegenrichtung. Wir kamen am Flößerdenkmal vorbei und am Hof der Paulaner-Kutschpferde, die beim Oktoberfest eingesetzt werden.

Paulaner-Kutschpferde

Den Grenzstein zu Österreich fanden wir diesmal tatsächlich! Auf der Isarwanderung war er uns entgangen.

Grenzstein zu Österreich, auf der anderen Seite steht „B“ für Bayern

Entlang der jungen Isar, über uns die Ruinen der Porta Claudia, gelangten wir nach Scharnitz.

Die junge Isar

Wir übernachteten wieder im Risserhof, in dem wir bereits im vergangenen Jahr sehr zufrieden waren.

7. Etappe: Von Scharnitz nach Zirl

Scharnitz, Seefeld, Zirl
24 km

„Von Seefeld wird der Weg immer interessanter, und wenn er bisher seit Benediktbeuern herauf von Höhe zu Höhe stieg und alle Wasser die Region der Isar suchten, so blickt man nun über einen Rücken in das Inntal“
Goethe, 8. September 1786, Italienische Reise

In der Nacht hatte es wieder geregnet, aber am Morgen war es trocken. Wir gingen einen Radweg am Gießenbach entlang, der schön zu gehen war. Viel Grün, viel Wald. Wir kreuzten die Karwendelbahn und gingen oberhalb der Gleise relativ eben bis Seefeld. Der durchaus abwechslungsreiche und angenehme Weg nannte sich Hirnweg.

Auf dem Hirnweg neben der Karwendelbahn

Seefeld war von Touristen überlaufen. Man hörte alle möglichen Sprachen. Große Hotelkomplexe waren zu sehen, aber auch einige, ebenfalls große, Hotels waren verlassen. Diese waren allesamt älter und konnten mit der aktuellen Wellness-Mode wohl nicht mehr mithalten. Nicht unser Ort.

Ferienort Seefeld
Das Gewitter holte uns später ein

Nach einer Kaffeepause gingen wir mit den Menschenmassen weiter zum Wildsee und bogen schnellstmöglich auf einen Forstweg in Richtung Auland ab. Am Fuß von beeindruckenden Felswänden floss ein Bach und irgendwann tauchten wir in einen Kiefernwald ein.

In Richtung Zirl

Nun wurde es ungemütlich! Hinter uns Donnergrollen, das uns den ersten Blick auf den braunen Inn unten in der Ebene etwas vermieste. Eingebogen auf den Aubodensteig bei lautem Donner. Ein schrecklicher Weg mit 2-3 Baumstamm-Blockaden, die wir überwinden mussten.

Was für ein Weg

Anscheinend kümmert sich hier niemand um Wanderwege. Hauptsache, die Radler können auf ihren E-Bikes dahinrasen.
Es begann zu regnen. Wir zogen wohl oder übel Anorak bzw. Poncho an. Da der Aubodensteig steil bergauf führte, schwitzte man darunter allerdings. Also bei nachlassendem Regen schnell wieder raus aus dem Regenschutz.
Gehetzt von unheimlichem Donner und Angst vor Blitzen erreichten wir nach schier endlosem schlechten Weg Zirl. Mit mehr Muße wäre uns der Weg sicherlich attraktiver vorgekommen.

Kurz vor Zirl

Da es inzwischen wieder schüttete, zogen wir unter dem Dach einer Tankstelle zum wiederholten Mal Regenschutz über. Nach einigem Adress-Wirrwar erreichten wir endlich unsere Pension. Bisher hatten wir echt kein großes Glück mit dem Wetter gehabt.

8. Etappe: Von Zirl nach Innsbruck

Zirl, Innsbruck
14 km

„Bei Zirl fährt man ins Inntal hinab…. ….Innsbruck liegt herrlich in einem breiten, reichen Tale zwischen hohen Felsen und Gebirgen.“
Goethe, 8. September 1786, Italienische Reise

Wieder war es regnerisch. Die Wirtin gab uns den Tipp, gleich zum Inn runterzugehen, dort gäbe es eine neue Brücke. Das ersparte uns tatsächlich etwas Weg. Auf der nächsten Sitzbank zogen wir wieder mal Regenschutz über. Langsam waren wir echt genervt davon. Schnell ein Foto, denn die Berge verschwanden bald wieder in den Wolken.

In Zirl

Der Weg verlief zwischen Inn und Autobahn und war gut zu gehen. Es gab einen schönen Ausblick auf die steilen Felswände nahe dem Inn.

Der Inn, durch das Regenwetter braun statt grün

Es wurde nun warm und wir sahen sogar ein Stück blauen Himmel.
Wir mussten eine Zeitlang an der Inntal-Autobahn entlang gehen, was aber weiter nicht schlimm war.

Inntal-Autobahn

Wir wanderten am Rand des Flughafens Innsbruck und hielten uns immer nah am breiten Inn. Durch die nicht unattraktiven Randgebiete von Innsbruck erreichten wir schließlich die Altstadt und checkten im Hotel Goldener Adler ein, das nicht nur wir, sondern auch Goethe und andere Berühmtheiten als Aufenthalt gewählt hatten. Übernachtet hat Goethe hier allerdings nicht.

Goldener Adler
Goethe rastete hier

Bemerkenswert war auch das Cafe Munding, in dem ich ein Stück Schokoladentorte mit Goldstaub zu mir nahm. Da wir viel Zeit hatten, besichtigten wir den Dom Sankt Jakob, wo wir unser Büchlein stempeln konnten, dann waren wir in der Hofburg und natürlich in der Hofkirche, die mit ihren lebensgroßen schwarzen Bronzefiguren immer wieder sehenswert ist. Auch ein Spaziergang zum Goldenen Dachl war sozusagen Pflicht.

Goldenes Dachl

Wir verbrachten einen schönen, erholsamen Nachmittag und Abend im tollen Innsbruck.

9. Etappe: Von Innsbruck nach Patsch

Innsbruck, Vill, Igls, Patsch
15 km

„Von Innsbruck herauf wird es immer schöner, da hilft kein Beschreiben.“
Goethe, 8. September 1786, Italienische Reise

Das super Frühstück im Goldenen Adler konnten wir in Ruhe genießen, denn auch heute war unsere Etappe nicht besonders lang.
Das Wetter und der Weg waren gut, es war eine der besten Etappen.

Innsbruck verließen wir auf einem interessanten und daher kurzweiligen Weg.

Hinter uns war die Nordkette von Innsbruck, die südlichste der vier Ketten des Karwendel. Und immer wieder war die Schisprungschanze am Berg Isel zu sehen.

Schisprungschanze

Wir machten einen kleinen Abstecher in Richtung des Berg Isel zum Schloss Ambras, das wir noch nicht kannten.

Schloss Ambras

Vorher unterquerten wir die Brenner-Autobahn, die uns von nun an viele Etappen begleiten würde, mal ganz nah, mal in der Ferne.
Weiter ging es aufwärts auf schönem, schattigem Waldweg, wobei wir mindestens fünfmal die Gleise der Iglerbahn querten.

Iglerbahn

Zeitweise wanderten wir auf dem Weg Sperberegg, dem Poltenweg und dem Jakobsweg. Von oben sahen wir wieder die Bergisel-Schanze und auch den Ort Vill, den wir bald erreichten und wo wir Pause im Gasthof machten.
Durch Wiesen und Felder, die mit Kartoffeln und Hafer bepflanzt waren, ging es dann wieder bergauf auf dem Viller Steig nach Igls. Das Schlosshotel, das noch überall auf Wegweisen stand, war abgerissen.

Igls gefiel uns sehr gut. Ein schöner Ort.

Igls

In der Sonne gingen wir dann die Patscher Straße hoch bis zum Gletscherblick, sahen aber keinen Gletscher. Im Anschluss gingen wir eine Zeitlang auf dem schattigen Wanderweg Rosengarten.
Es ging steil bergauf, immerhin ging es ja nun auf den Hauptkamm der Alpen. Endlich sahen wir auch die angekündigten Gletscher in den Stubaier Alpen. Weit unter uns verlief die Brenner-Autobahn. Wir freuten uns über diesen sonnigen Tag mit tollen Ausblicken auf die Berge.

Vor Patsch

In Patsch holten wir uns in der prunkvoll ausgestatteten gotisch-barocken Kirche, die dem heiligen Donatus geweiht ist, einen Pilgerstempel. Der Reichtum war vermutlich auf den alten Handelsweg und eventuell auch den Pilgerweg über den Brenner zurückzuführen.

In Patsch

Mit unserem Hotel Bär waren wir sehr zufrieden. Nach dem Abendessen erlebten wir einen herrlichen Sonnenuntergang.