29. Etappe: Von Fiesso d’Artico nach Fusina und Venedig

Fiesso d’Artico, Dolo, Mira, Oriago, Malcontenta, Fusina -> Schiff nach Venedig
27 km

„So stand es denn im Buche des Schicksals auf meinem Blatte geschrieben, daß ich 1786 den achtundzwanzigsten September, abends, nach unserer Uhr um fünfe, Venedig zum erstenmal, aus der Brenta in die Lagungen einfahrend, erblicken und bald darauf diese wunderbare Inselstadt, diese Biberrepublik betreten und besuchen sollte.“
Goethe, 28. September 1786, Italienische Reise

Die letzte Etappe. Heute würden wir Venedig erreichen. Der Goethe-Führer folgte in großen Teilen der SS11. Wir suchten uns einen anderen Weg, der zwar länger war, aber sich als sehr schön und interessant herausstellte. Ein perfekter Abschluss des – was das Wandern betraf – sehr durchwachsenen italienischen Goethewegs. Goethe selbst legte die Strecke von Padua nach Venedig übrigens mit dem Schiff zurück.

Los gings durch ein Wohngebiet von Fiesso d’Artico zu einem Kanal, an dem wir ruhig und gemütlich bis Dolo wandern konnten.

Kanal nach Dolo

Dort verließen wir den Kanal, gingen durch den Ort

Dolo

und setzten an einem anderen Kanal die Wanderung Richtung Mira fort. Ein Stück mussten wir mal auf die SS11 ausweichen, aber nur kurz. Am Sonntag war wenigstens kaum LKW-Verkehr.

Wir wanderten durch eine Gegend, wo es vor allem verlassene Höfe und Fabriken gab. Die Dächer waren abgedeckt, alles sah sehr verfallen aus. Wir kamen an einem neuen Haus vorbei. Dort war eine Plakette angebracht, auf der stand, dass hier im Jahr 2015 ein Tornado alles verwüstet hat. Ein Foto des Hauses im alten Zustand war auch dabei, es war komplett zerstört gewesen.

Tornado 2015

Am Kanal waren immer wieder Villen zu sehen, manche hochherrschaftlich aussehend und gut erhalten, privat bewohnt oder auch als Luxushotels verwendet. Andere waren verlassen und dem Zerfall preisgegeben.

Das Gebiet von Mira zog sich über eine große Fläche hin.

Mira

In einem Ortsteil von Mira kehrten wir ein und aßen appetitliche Crostini mit unterschiedlichen Belägen, die hier Cicchetti heißen.

Cicchetti

Beim Weitergehen steuerten wir eine Brücke an, die zu einem Pfad zwischen Kanal und der Villa Valmarana führte. Da hatten wir Glück! Es war eine Art Zugbrücke, die zwei Arbeiter, die wohl eher zufällig da waren, gerade für eine Familie zum Überqueren nach unten kurbelten. Wir liefen auch noch drüber, nach uns wurde die Brücke dann wieder hochgezogen und die Arbeiter fuhren weg. Da hätten wir schön dumm geschaut.

Hochgezogene Brücke

Der Weg war dann sehr schön und schattig.
Irgendwo ging Mira fließend in Oriago über.

Oriago

Wir kamen gut voran. Immer wieder Schatten und etwas Wind. Die SS11 sahen wir auf der anderen Seite des Kanals.

In Malcontenta machten wir Pause in einer Bar. Anmerkung am Rande: Toilette für Damen wieder nicht nutzbar. Der Ort war recht ansprechend, auch wenn es wie überall das ein oder andere verlassene Haus oder auch Hotel gab. Die Wegweiser kündigten uns schon das Ziel unseres Weg an.

Die Richtung stimmt

Wir gelangten wieder an einen Kanal und wagten es, auf seiner rechten Seite an einer kaum befahrenen Straße weiterzugehen.

Richtung Fusina

Auf der anderen Seite des Kanals sahen wir die wenig attraktive SS11, die wir so weit wie möglich vermeiden wollten. Ganz klar war uns nicht, ob wir bei Fusina tatsächlich noch ohne Komplikationen über den Kanal zum Fährterminal kommen konnten.
Es war noch ein guter Weg, der uns durchs Grüne führte und auch immer wieder mal Schatten bot. Die Spannung stieg, als wir uns dem Ende näherten, aber alles ging gut.

Kurz vor der Überquerung des Kanals

Wir konnten über einen schmalen Metallsteg, der für Radfahrer gesperrt war, die Uferseite wechseln. Von Fußgängern stand da nichts, weil es die ja hier nicht gibt. Wo die Radfahrer queren, war uns unklar und auch egal.
Es ging noch zwei Kilometer unkompliziert auf dem Seitenstreifen der SS11 entlang. Und dann war es nur noch ein einziger Kilometer.

Noch 1 Kilometer

Nur wenige Autos waren unterwegs. Am Campingplatz konnte man Tickets für die Fähre nach Venedig kaufen, die in Kürze abfahren würde. Weit war es nicht mehr bis zum so genannten Fährterminal, das alles andere als ein Terminal war. Es war halt eine Anlegestelle.

Fusina

Das Ende unseres Wegs von München nach Venedig war gekommen. Wir sahen die Lagune von Venedig vor uns liegen. Wir hatten es geschafft!!!

Die großen Emotionen wie am Ende des Jakobswegs oder auch die Freude über das Erreichen der Isarmündung hatte ich nicht. Ich denke, zu durchwachsen war dieser zweite Teil des Goethewegs gewesen.

Venedig, die grandiose Lagunenstadt, erwartete uns mit dem besten Wetter, das man sich denken kann.

Canal Grande

Nach einer kurzen Erfrischung im sehr empfehlenswerten Hotel Belle Arti im Stadtteil Dorsoduro gingen wir zum Markusplatz und beendeten dort sozusagen „offiziell“ unseren Weg von München nach Venedig.

Markusplatz